Vater und Sohn
Claude AnShin Thomas
Es muss so gegen 11.00 oder 11.30 in der Nacht gewesen sein, vielleicht auch später, und ich lag schon tief unter meiner Decke, als er in mein Zimmer kam. Beim Abfall lehnte er sich herüber, um Gute Nacht zu sagen, und ich konnte ihn riechen, als er näher kam. Dieser vertraute Geruch von schalem Bier und Zigaretten.
An diesem Nicht-Ort kurz vor dem Einschlafen meinte ich, ihn zu mir sprechen zu hören. Als käme seine Stimme aus einem anderen Teil des Hauses. Er sagte: „He Tommy, bist du wach? Tut mir leid, dass ich mich wieder verspätet habe, aber da war ein Kartenspiel im Hinterzimmer, nachdem wir geschlossen hatten. Ich habe auch gewonnen, 50,00 Dollar oder so. Genug, um uns eine weitere Woche mit Lebensmitteln zu versorgen.“ Und dann war er fort, oder war er überhaupt wirklich da gewesen?
Eigentlich war er Lehrer, aber an drei oder vier Abenden in der Woche arbeitete er nach der Schule als Barkellner unten bei der Amerikanischen Legion, Standort 280 oder so. Er kam immer spät nach Hause und roch immer nach schalem Bier und Zigaretten und immer mit der einen oder anderen Geschichte, um seine Verspätung zu erklären. Sogar an den Abenden, an denen er nicht dort arbeitete, ging er dort runter um mit seinen „Buddies“ herumzuhängen. Manchmal brachte er mich mit dorthin. Oh, wie ich mich darauf freute. Wir würden Billard spielen, er und ich, wir waren Partner. Wir spielten um Drinks, immer, und wir tranken viel, weil wir gut waren. Seine Drinks würden Irgendetwas und Alkohol sein, meine würden Coke sein. Er würde mir die Geschichte erzählen, wie er in den Billardhallen aufgewachsen ist, wie er dort herumhing, nachdem sein Vater gestorben war.
An diesem Ort würde ich ihm und den anderen mit großer Aufmerksamkeit zuhören, wenn sie über den Krieg sprechen, ihren Krieg. Ich würde ihnen zuhören, wie sie ihre Geschichten erzählen – emotionslose, pragmatische Momentaufnahmen, die das Ganze erscheinen ließen wie eine große Party mit ein paar wenigen Schlägen und Verdrehtheiten. Diese Geschichten beförderten ihre Vision, ihre Vorstellung von Ruhm, und das färbte auf mich ab. Während all der Jahre mit Geschichten tranken sie und tranken und tranken. Und da war ich, ein 12 Jahre alter, ein 13 Jahre alter, ein 14 Jahre alter Junge, zuhörend – und ich wollte so gerne ein Mann sein wie sie.
Mit 17 ging ich weg in den Krieg, mit ihren Visionen von Ruhm, mit ihren Vorstellungen von Patriotismus. Ich ging weg um zu kämpfen, wurde verwundet, kam ins Krankenhaus, war in der Rehabilitation, wurde entlassen, ging auf das College, heiratete, hatte einen Sohn, und trank, und trank, und setze mir Schüsse mit Drogen, und nahm Tabletten.
Drei Monate nach dem ersten Geburtstag meines Sohnes starb sein Großvater, er war erst 53, und ich hatte niemals die Gelegenheit gehabt, ihn zu berühren, ihm sanft in die Augen zu sehen und zu sagen: „Deine Visionen sind leer, bitte sag mir die Wahrheit.“ Aber er starb lange, bevor wir diese Unterhaltung hätten führen können, und ich vermisse ihn!