Lehrer – Schüler – Verbindung
Claude AnShin Thomas: Die Zaltho Gemeinschaft basiert zum überwiegenden Teil auf der Lehrer/Schüler- Verbindung. Allerdings sind die Mitglieder aufgefordert, während meiner Abwesenheit, untereinander eine Beziehung aufzubauen und einander zu unterstützen, und zwar in einer Art, dass diese und andere Bemühungen der Zaltho Gemeinschaft die Praxis der Buddhistischen Richtlinien wiederspiegeln. Manchmal tauchen in der Gemeinschaft individuelle Probleme auf. Es kommt vor, dass der Versuche unternommen wird, diese Probleme zu einem Sangha-Thema zu machen, obwohl sie es oft nicht sind. Häufiger sind es die Probleme einzelner Mitglieder der Gemeinschaft in Bezug auf ihre Lehrer/Schüler- Verbindung und somit mit mir.
Daher will ich Euch mein Verständnis der Lehrer/Schüler- Verbindung mitteilen und über die Probleme sprechen, die manchmal daraus entstehen.
Ich bin dem Erwachen gegenüber innerlich zutiefst entschlossen – sowohl gegenüber meinem eigenen als auch dem anderer. Manchmal mögen die Handlungen von jenen von uns, die so tief diesem Pfad gegenüber entschlossen sind, mit herkömmlichen Betrachtungsweisen des Denkens und Wahrnehmens schwer zu verstehen sein, weil das herkömmliche Denken von der dualistischer Denkweise des Beurteilens beherrscht wird. In diesem dualistischen Rahmen gibt es „mein Wille“ und „dein Wille“, und das kann durchaus zu Krieg gegeneinander führen. Für mich ist dieser Krieg auf dem Pfad des Erwachens unzulässlich, lebensvernichtend und vollkommen kontraproduktiv. In dem Rahmen, in dem ich die Lehrer/Schüler- Verbindung aufrecht erhalte, betrachte ich diesen Dualismus als nicht existent und ich bitte die Menschen, die mit mir studieren, ebenso um dieses Verständnis.
Für mich ist die Lehrer/Schüler- Verbindung eine Frage von Handlung und Reaktion, wobei ich mir in jedem Moment vollkommen bewusst bin, dass es am Ende jenseits meiner Kontrolle ist, ob eine Person lernt oder nicht, erwacht oder nicht. Denn das hängt zum größten Teil von der absoluten Entschlossenheit des Schülers ab, verbunden mit seinem Vertrauen und seiner Bereitschaft loszulassen. Es erfordert vonseiten des Schülers die Bereitschaft, wieder und wieder mit seinen Wiederständen in Kontakt gebracht zu werden, und an diesem Punkt zu vertrauen, die vorgefassten Meinungen loszulassen und dem, was ist, entgegenzuschreiten. In Schüler/Lehrer Verbindungen habe ich die Verantwortung, solche Situationen zu schaffen, in denen diese Art von Erfahrungen möglich ist. Um dieses Vertrauen zu erwecken und zu verdienen, muss ein Lehrer vollkommen klar sein und seine Schülerinnen und Schüler nicht um Dinge bitten, die im geistigen, körperlichen oder spirituellen Sinne offensichtlich gefährlich, schädlich oder beschämend sind. In der Lehrer/Schüler- Verbindung ist dieses Vertrauen inbegriffen und die Schüler müssen verstehen, dass es wiederum ihre Aufgabe ist, zu tun, um was sie der Lehrer bittet (sofern es den oben erwähnten Kriterien entspricht). Die Aufgabe des Lehrers liegt darin, nach den geschicktesten Mitteln zu suchen, welche den Schüler zum Erwachen führen.
Ich habe bei vielen Gelegenheiten festgestellt, dass die Verbindung zu einem Lehrer/Lehrerin die herausforderndste, wichtigste und umfassendste Verbindung ist, die eine Person je in ihrem Leben erfahren kann. Manche Menschen mögen versuchen, alles, was der Lehrer/die Lehrerin tut zu beurteilen und zu analysieren und es in Bezug zu ihren eigenen Überzeugungen zu setzen. Sie werden am Ende nicht weit damit kommen. Manchmal mag sogar noch größere Verwirrung dabei entstehen. Manchmal scheint alles genau so zu sein, wie es sein sollte. Zu anderen Zeiten werden die eigenen Erwartungen überhaupt nicht erfüllt. Es ist genau an diesem Punkt, wo der sogenannte hinüberschreitende Glaube – mit anderen Worten ‚Vertrauen‘ – gefordert ist. Das ist das Loslassen von allen Vorstellungen von dem, was man denkt, was gerade passiert oder was richtig ist, so dass man erfahren kann, was wirklich ist. Das ist ein schwieriger und entscheidender Punkt in der Verbindung zu einem Lehrer/einer Lehrerin, in welcher Form auch immer der Lehrer/die Lehrerin erscheinen mag. Es ist der Punkt, an dem sich wieder und wieder jene, welche „eine einfache Praxis wollen“ oder jene, die „die Welt an ihr Verständnis anpassen wollen“, abwenden.
Jene, die wirklich erwachen wollen, werden nicht nach einer einfachen Schulung suchen. Diejenigen, die nach einer leichten Schulung suchen, werden nicht erwachen!