Zen Fragebogen
von Sabine Ehrlich
- Wann und wo war deine erste Begegnung mit der buddhistischen Praxis?
Meine erste Begegnung mit buddhistischer Praxis war eigentlich mit 16 Jahren, als ich an einem Kurs des Konfirmationsunterrichtes über verschiedene Religionen und Praktiken teilnahm.
Damals faszinierten mich allerdings noch mehr die Körperpraktiken, die gezeigt wurden. Das Sitzen habe ich dann erst später entdeckt. Und da gab es zwei Begebenheiten.
Mein erstes Sesshin und der Zen-Lehrer sagte zu mir, solange ich meine Schuhe so schlampig vorden Zendo stelle, ich hatte sie tatsächlich achtlos einfach abgesteift, werde das auch mit dem Sitzen nichts. Das hat mich wirklich schwer beeindruckt, und fällt mir noch heute ein, wenn ich meine Schuhe achtlos hinwerfe.
Und dann; am Ende dieses ersten Sesshins konnte ich nicht mehr auf dem Kissen sitzen, weil mir alles weh tat; ich wechselte auf einen Stuhl, und dann wurde ich doch tatsächlich ohnmächtig während des Sitzens und fiel vom Stuhl.
Heute muss ich lachen, damals war es natürlich verstörend.
- Was magst du am liebsten an deiner Zen-buddhistischen Praxis?
Die Regelmässigkeit des Sitzens mag ich doch sehr. Unterdessen aber auch, dass ich Wege suche,Alltägliches wirklich anders zu gestalten, das Tempo rausnehme, es immer wieder schaffe mit mehr Ruhe meinen Verpflichtungen nachzugehen, und ich glaube festzustellen, dass sich meine Wahrnehmung verändert.
- Was war ein herausfordernder Aspekt in deiner Zen-buddhistischen Praxis?
Es war tatsächlich die Begegnung mit Claude Anshin Thomas , und der einfache Hinweis: „morgens das Bett machen und fünf Minuten sitzen, abends vor dem Hinlegen fünf Minuten Sitzen.“
Ich dachte mir damals „ah ok klare Ansage , DAS muss doch einfach möglich sein!“
Und wirklich , das war für mich eine große Hilfe einen Rhythmus zu finden. Dass aus den 5 Minuten dann häufig auch mehr wird, ist voll in Ordnung.
- Nenne eine Sache, die du als Ergebnis deiner Zen-buddhistischen Praxis verändert hast?
Wenn ich mal nicht weiterweiß, sage ich mir tatsächlich den Satz: “Was ist das Wichtigste in diesem Augenblick?“
Und mir selbst antworte: “Der nächste Atemzug.“
- Was wäre ein gewöhnlicher Moment in deinem täglichen Leben, der dir wirklich Freude bereitet?
Morgens mit meiner Tasse Tee aus dem Fenster schauen und sehen, wie es JETZT grad aussieht und zu bemerken, dass ich mich daran irgendwie nie sattsehen kann, weil mir jedes Mal was anderes auffällt.
- Was ist etwas, wofür du in dieser Zeit zutiefst dankbar bist?
Dass ich in einem Land lebe, in dem Frieden ist; dass ich eine warme Wohnung habe, eine Arbeit, zu essen und dass ich mich gesund fühle.