Wie mich die Praxis bei der Wohnungssuche unterstützt hat

von Karen GetsuGen Arnold

Ich wohne seit 17 Jahren in der gleichen Wohnung in Frankfurt. Ich lebe in einer ruhigen Gegend zu einer bezahlbaren Miete und habe das Glück, einen Garten pflegen zu dürfen. Meine beiden Katzen lieben es sehr, aus und einzugehen. Im Herbst letzten Jahres verstarb die Eigentümerin. Ihre Erben haben sich entschlossen, das Haus zu verkaufen. Diese Nachricht habe ich im Februar dieses Jahres erhalten. Ich hatte nicht damit gerechnet und war schockiert. In diesem Haus ist mein Sohn groß geworden. Es war mein sicherer Hafen voller Annehmlichkeiten und Erinnerungen und ich habe für selbstverständlich genommen, dass es immer so weitergeht.

Ich war empört und sauer: dass andere Menschen Entscheidungen treffen können, die erhebliche Folgen auf mich haben. Und ich hatte Angst, nichts Passendes zu finden. Ein erster Blick in Wohnungsangebote zeigte mir, dass es schwierig werden würde, etwas für mein Budget zu finden, das zu mir passen würde und eine gute Heimat für meine Katzen wäre. Ich würde mich verkleinern müssen. Meine geschätzten Zusatzeinnahmen durch Untervermietung würden wegfallen. Außerdem spiele ich Cello, was nicht jeder Vermieter gut findet. Ebenso war es sehr unwahrscheinlich, wieder eine Wohnung zu finden, mit einem Zugang zu so einem schönen Garten.

Meditation und der Alltag sind nicht zwei verschiedene Dinge. Ich war mit heftigen Gefühlen konfrontiert. Jetzt hatte ich Gelegenheit, mich zu beobachten, zu atmen und mich zu entscheiden, welchen Weg ich gehen will.

Nach einigen Tagen der Schockstarre machte ich mich auf Wohnungssuche. Dies war für mich eine frustrierende Erfahrung. Ich bin nicht sehr geduldig und ausdauernd, und wollte das Ganze hinter mich bringen. Ich bekam eine Wohnung angeboten, die viel zu teuer für mich war. Aber sehr schön und eine Zusage war mir gewiss. Aber ein paar Tage darüber schlafen zeigte mir, dass dies keine vernünftige Lösung wäre.

Ich trauerte. Ich schaute in den Garten und mir liefen Tränen herab. Wie wenig hatte ich das geschätzt, was ich hatte. Der Frühling ging ins Land, der Garten erblühte. Auch im nächsten Jahr wird er blühen, dann aber für jemand anderen. Meine Katzen genossen das Frühjahr, sie verstanden ja nicht, dass unsere Tage gezählt waren.

Ich erinnerte mich daran, dass es mir ähnlich erging, bevor ich diese Wohnung gefunden hatte: Ich war ziemlich verzweifelt, und die Situation erschien mir aussichtslos. Und dann fand ich genau diese Wohnung und bekam eine Zusage. Aber jetzt ist die Wohnungssituation schwieriger, also wie kann etwas Gutes aus dieser Situation werden?

Ich schwankte zwischen Sorgen und schlaflosen Nächten, verbissener Wohnungssuche und zuversichtlichen Momenten, dass für mich gesorgt werden wird. Schlecht ging es mir, wenn ich versuchte, Dinge zu erzwingen. Es fällt mir generell schwer, mich Prozessen hinzugeben und sich die Dinge natürlich entwickeln zu lassen. Stattdessen möchte ich, dass sich die Dinge so entwickeln, wie ich es möchte.

Eine Wohnung in einer Nachbarstadt tauchte auf. Die Miete war günstig, Katzen waren gerne gesehen, die Vermieterin schien mir sehr gewogen. Aber ich konnte mich nicht zu einem „Ja“ durchringen und bat um Bedenkzeit. Die Eigentümer entschieden sich für jemand anderen.

Entscheidungen fallen mir schwer und ich hätte gerne jemanden gehabt, der mir sagt, was ich tun soll. Ich ging hart mit mir ins Gericht, dass ich die Situation falsch eingeschätzt und nicht schnell genug zugesagt hatte. Egal, die Suche musste weitergehen.

Die Eigentümer, die das Haus geerbt hatten, boten uns an, uns bei den Kosten für den Auszug finanziell zu unterstützen. Ich sprach mit meinen Nachbarinnen. Es gab die Idee, nicht auszuziehen und den aktuellen und den neuen Eigentümern das Leben schwer zu machen, indem wir weiter wohnen bleiben. Das war nichts für mich. Das Problem würde nur auf später verschoben werden und ich halte Spannung schwer aus. Ich wollte nicht, dass diese Spannung weiter anhält. Also sprach ich mit der aktuellen Besitzerin, bedankte mich für das Angebot und verhandelte einige Punkte, die für mich wichtig waren.

Dann kündigte sich eine Maklerin an: Unser Haus wurde fotografiert, vermessen, ein Exposé erstellt. Ich hatte Gelegenheit, meine schlechte Meinung von Maklern anzuschauen. Meine Einstellung erschien mir als nicht nützlich und glücklicherweise entschied ich mich, das Beste aus der Situation zu machen und freundlich zu sein. Ich bot der Maklerin einen Kaffee an und erfuhr viele interessante Dinge. Sie bedankt sich sehr für meine Freundlichkeit und meine Unterstützung. Das freut mich wiederum. Unsere gute Beziehung erwies sich immer wieder als nützlich und machte den Prozess menschlicher und sehr viel angenehmer. Auch in anderen Beziehungen hatte ich Gelegenheit, mich für Kooperation und ein gutes Miteinander zu entscheiden, etwas, was mir nicht ganz leichtfällt.

Besichtigungen in unserem Haus fanden statt. Viele Leute liefen durch Haus und Garten. Am ersten Termin war ich doch sehr irritiert. Der Termin half mir zu verstehen, dass das Haus verkauft werden würde, Widerstand und schlechte Laune waren zwecklos. Beim zweiten Termin war ich sehr viel freundlicher. Das Haus hat es verdient, auf den neuesten Stand gebracht zu werden. Es ist sicher kein Verbrechen, ein Haus zu kaufen und es für sich oder seine Familie schön zu machen.

Obwohl ich eine schwere Zeit durchmachte, mich mit Sorgen und Ängsten plagte und manchmal nicht schlafen konnte, machte ich mit meinem sonstigen Leben stetig weiter. Mit meiner Arbeit, meinen Verpflichtungen. Ich tauschte mich mit meinen Nachbarn aus. Meine Schreiben an die Vermieter wurden immer präziser. Absagen nahm ich seltener persönlich. Bei meiner Suche nach einer neuen Wohnung wurde mir immer deutlicher, dass Vermieter auf dem derzeitigen Wohnungsmarkt unter vielen Bewerbern aussuchen können. Ich hatte Mitgefühl mit jenen, die mit einem kleineren Einkommen ihr Leben finanzieren oder für eine Familie sorgen. Ich hatte Mitgefühl mit älteren oder kranken Menschen und mit Menschen, deren Städte im Moment durch den Krieg verwüstet werden. Menschen, die sich mit ganz anderen Fragen als den meinigen auseinandersetzen müssen.

Ich lernte, meinem Gefühl mehr zu vertrauen und Wohnungen auszuschließen, die klar nicht meinen Bedürfnissen entsprachen. Ich wurde etwas gelassener und mein verbissenes Festhalten an Altgewohntem lockerte sich. Irgendwann bekam ich die Idee, dass ich mein Gehalt auch anders als durch Untervermietung aufbessern könnte, wenn dies nötig ist. Das war eine große Erleichterung.

Tatsächlich habe ich jetzt, Ende Mai, einen Mietvertrag für eine Wohnung unterschrieben, die nicht weit weg liegt von dem Ort, an dem ich jetzt wohne. Die Atmosphäre dort ist sehr dörflich, und es gibt viele Mäuse. Wie es tatsächlich wird, werden wir sehen. Der Austausch mit dem Vermieter fühlt sich jedoch gut und richtig an. Ich bezahle mehr, als ich wollte. Und vielleicht auch mehr, als ich mir leisten kann. Dann muss ich nach weiteren Einkommensmöglichkeiten schauen. Ich musste noch einige Dinge verhandeln und freue mich, dass ich in diesen Situationen freundlich und offen bleiben konnte.

Ich danke Euch für Euer Interesse. Ich danke meiner jetzigen Wohnung für die vielen guten Jahre. Ich danke allen Menschen, die mich in dem Prozess begleitet und unterstützt haben, und auch jenen, die mich nicht unterstützt haben. Denn dadurch bekam ich die Gelegenheit, selbst auf meinen Füßen zu stehen. Ich danke der Praxis dafür, dass ich mich durch diesen Prozess und durch die Disziplin der Praxis besser kennengelernt habe. Als Ergebnis konnte ich einen Ort finden, an dem Harmonie ist. Langsam werden meine Situation und die Gedanken, Gefühle und Projektionen, die diese Erfahrung umfassen, leichter.