Praxistag mit Marion GenRai im Zen Dojo Heidelberg
von Ingrid MokuRei, Verantwortliche des Zen-Dojo Heidelberg
„Von den Unterschieden lernen, die Gemeinsamkeiten feiern“, so hatten wir auf unserer Webseite den Praxistag mit Marion GenRai angekündigt. Der Praxistag wurde im Februar in unserem Zen Dojo Heidelberg (Mitglied der Association Zen Internationale, Gründer Taisen Deshimaru) abgehalten. Wir waren daran interessiert, uns auf diese Praxis einzulassen, denn es ist nach meiner Erfahrung wenig verbreitet, diese Art von Austausch mit anderen Linien / Gruppen zu haben.
Am Samstag um 9 Uhr startet der Tag, geleitet von Marion GenRai, mit Nikola AnGyo und 10 Teilnehmern aus dem Heidelberg Dojo.
Um vorwegzugreifen: die Reaktionen der Teilnehmer waren tatsächlich sehr unterschiedlich, von „die machen genau dasselbe“ bis „Wow! Das war komplett anders, ich musste irgendwann meinen inneren Kommentator ruhigstellen, der dauernd gesagt hat: ‚das kenne ich ganz anders‘“ Und darin sehe ich auch die große Chance: einmal aus seiner Praxis-Gewohnheit auszusteigen. Fasziniert hat mich, wie schnell die Teilnehmenden die neuen Regeln annahmen.
Alles geht nahtlos ineinander über. Für uns ungewohnt: alles im Schweigen, es gibt keine Pausen. Aber der Energiestrom und die Pause, die einem gerade das Nicht-Sprechen zwischendurch gönnt, tragen alle, auch Skeptiker und Anfänger, bis zum Ende. Beim Samu (Arbeitsmeditation) putzen wir Winkel unseres Hofs. Plätze, die wir noch nie beachtet haben. Wir haben uns auch die Zeit genommen, das Buffet aus den verschiedenen Gerichten, die die Teilnehmenden mitbrachten vorzubereiten. zu. Auch die Essmeditation überstehen wir, die wir an flottes Essen gewohnt sind Dann ist da noch die Sache mit dem Räucherstäbchen. Für uns ein No Go, es an der Altarkerze anzuzünden, zusammen mit dem ungewohnten Ausatmen über den Mund wird das für mich zum Aha-Stein: die Form ist absolut wesentlich und gleichzeitig völlig irrelevant. Sehr befreiend. Dann gehen wir zur Praxis des achtsamen Sprechens und tiefen Zuhörens über. Zwei Gruppen, eine im Vorraum, eine im Dojo, getrennt durch einen akustischen Vorhang aus Meeresrauschen, finden sich zusammen. Und wieder, wie schon in Leverkusen, berührt mich das, was entsteht: ein Kraftfeld (entstanden aus Präsenz, Offenheit und Nicht-Wissen), in dem Worte gehört und gesagt werden, die sonst nie geboren wären. Ich erfahre dies als transformierend und klärend. Darin liegt ein Schatz, den ich weiter heben will. Bei den Fragen und Erwiderungen profitieren wir sehr von Marion GenRais überlegter, präsenter und ehrlicher Art, auf alle Fragen einzugehen und zur Verdeutlichung aus der eigenen Erfahrung zu sprechen.
Ja, wir haben unseren Dojo umgestellt, eure Kleidung ist farbiger, es wird viel erklärt, man sitzt weniger und kürzer. Aber es ist dasselbe Sitzen, derselbe Geist, dieselbe Wurzel, das spürt man. Derselbe Wunsch nach einem leidarmen Leben in Einfachheit und in Verbindung. Ich bin dankbar, dass Marion GenRai die Einladung angenommen hat, dass Nikola AnGyo mitgekommen ist, dass unser Dojo sich geöffnet hat, und ich werde mit Sicherheit hin und wieder Details für unsere Praxis-Tage übernehmen: das Essen mitbringen lassen, beim Samu weniger auf Effizienz achten, und unbedingt: eine Form des Sprechens und Zuhörens finden, die zu uns passt. Etwas hat sich schon geändert: es gibt jetzt nach jedem Abend-Zazen (und nicht wie bisher nur hin und wieder) eine Frage-Erwiderung-Austausch-Runde.