Jahreswechsel-Retreat 27.12.23 – 06.01.24 in Mary Esther, Florida, USA (12 Teilnehmer)
Claude AnShin hat alle regelmäßigen Teilnehmer, des online Angebots der Zaltho Foundation zum Jahresende-Retreat in Mary Esther eingeladen. Die Möglichkeit, daran teilzunehmen, eröffnete sich mir nach und nach, ein Wunsch, den ich schon lange mit mir herumgetragen hatte. Bei der etwas kurzfristigen Planung meiner Reise stellte sich heraus, dass ich die Strecke mit einem anderen Sangha-Mitglied teilen würde, was mir eine große Hilfe bei der Bewältigung meiner Nervosität und der fremden Sprache war. Ich wurde herzlich willkommen geheißen (mit einem Abholservice vom Flughafen). Als ich im Zentrum ankam, bemerkte ich sofort die beruhigende Klarheit und Struktur der Häuser des Zentrums.
Das Retreat ist jetzt fast vorbei. Und ich habe das Gefühl, dass ich gerne länger hierbleiben würde. Jetzt, wo ich mich so verletzlich fühle, möchte ich diesen geschützten Ort nicht verlassen, umgeben von so vielen verschiedenen Menschen, mit denen ich mich auf ganz besondere Weise verbunden fühle. Die Atmosphäre ist sehr achtsam, fröhlich, wertschätzend und unterstützend.
Ich habe oft gehört, dass ich langsamer werden soll. Aber nach zehn Tagen im Retreat habe ich es erlebt. Ich habe gesehen, was Entschleunigung für einen Unterschied machen kann. Es ist, als stünde die Zeit still, und ich kann alles sehen, an dem ich früher vorbeigeeilt bin. Tausend kleine Details. Die Schönheit der Badezimmerfliesen. Den Geschmack des Tees. Ein halbes Lächeln. Es ist, als ob sich ein ganz neues Universum vor mir ausbreitet und ich darin herumlaufen kann.
Die Verlangsamung gibt mir auch die Möglichkeit, mir selbst zu begegnen, mich selbst besser kennenzulernen (auch durch das Feedback der anderen Teilnehmer). Das Bewusstsein der Verbundenheit wuchs in mir während des Retreats. Und ein erstes Eintauchen in die Erfahrung, Grenzen erweitern zu können.
Besonders war für mich die Erfahrung, bei allen gemeinsamen Meditationsformen (Gehen, Sitzen, tiefes Zuhören und achtsames Sprechen, Essen und Arbeiten) pünktlich und ohne Hektik anzukommen. Dies steht in krassem Gegensatz zu meinem normalen Leben, in dem ich oft in letzter Minute oder sogar zu spät ankomme, was viel Unruhe und Stress mit sich bringt. Pünktlich anzukommen, gibt mir die Möglichkeit, die Gegenwart in ihrer ganzen Fülle zu erleben, nicht nur durch den Filter der Panik und des Gehetztseins, wie in einem engen Raum mit Tunnelblick. Durch andere Teilnehmer habe ich die Gabe erhalten, Mitgefühl für mich selbst und andere zu entwickeln, die dieses wenig hilfreiche Verhalten immer noch fortsetzen müssen. Es war interessant, die Perspektive zu wechseln und zu erkennen, was „meine“ Verspätung anderen antun kann und die größere, zusammenhängende Seite meiner Verantwortung zu sehen.
Das Erstaunlichste war für mich wahrscheinlich die Erfahrung der Essensmeditation. Wie bewusst ich alles wahrgenommen habe, wie satt ich mit relativ kleinen Portionen war (was am Anfang eine kleine Panikreaktion auslöste) und welche Dankbarkeit ich empfand.
Für mich war die Teilnahme am Jahreswechsel-Retreat eine tiefgreifende Erfahrung. Ich bin all den Menschen dankbar, die sie möglich gemacht haben: AnShin und KenShin mit ihrer jahrzehntelangen Praxis und Hingabe. Die anderen Teilnehmer des Jahreswechsel- Retreats, die mir alle auf ihre Weise ans Herz gewachsen sind und die mir alle etwas gegeben haben. Das Zentrum, die Eichhörnchen auf den schönen Stieleichen, die Glocken. Und natürlich alle, die geholfen haben, dass meine Kinder und mein Hund gut versorgt waren, damit ich teilnehmen konnte. Es gibt noch so viele Eindrücke und neue Erfahrungen, die in mir nachklingen, aber keinen Platz mehr in diesem Artikel finden. Jetzt bereite ich mich auf das Retreat nach dem Retreat vor: meinen Alltag.
Nathalie AnGyo Senge 1/24