Wie mich die Praxis bei der Wohnungssuche unterstützt hat
von Marlene Gröger-Roitzsch
Claude AnShin hielt in Hamburg vor mehreren Jahren zwei Vorträge im Tibetischen Zentrum. Dort lernte ich ihn kennen. Mich haben damals seine Erzählungen über sein Soldatenleben in Vietnam, seine tiefen Qualen und seine Ordination als Bettelmönch in Auschwitz ungeheuer beeindruckt, ebenso über seine Pilgerwanderungen und das Meditieren auf den Straßen. Dazu auch noch sein Buch „Am Tor zur Hölle“, das ich dort kaufte und sofort durchlas. Noch unglaublicher nachzuvollziehen war es für mich, welche Kehrtwende sein Leben nahm, als er mit dem Sitzen anfing und sich ganz dem Leben, verwurzelt in einer disziplinierten buddhistischen Praxis, welche Zen ist, verschrieb. Da ich als Jugendliche jahrelang gegen den Vietnamkrieg demonstrierte und mich gegen die immer noch aktiven Nazis und den Faschismus engagierte, fühlte ich mich ihm und seiner Mission tief verbunden. Ich registrierte mich für den Newsletter, um auf dem Laufenden zu bleiben. Vielleicht klappte es ja irgendwann einmal, an einem seiner Retreats in Deutschland teilzunehmen.
Als ich im Newsletter Anfang des Jahres erfuhr, dass AnShin Europa besucht, um sein neues Buch „Meditation mitten im Leben“ vorzustellen, kam ich plötzlich auf die Idee, ihn nach Hamburg einzuladen. Ich gehöre dem Dai Shin Zen aus der Rinzai Linie an und leite einen Zendo in einem Sportclub (Royal Sport & Spirit). Wir sind eine Gruppe aus ca. 12-18 Mitgliedern, die sehr regelmäßig einmal die Woche für zwei Stunden zusammenkommen, um Zazen zu üben, was bedeutet, gemeinsam in Stille zu sitzen.
In einem sehr netten Telefongespräch mit GenRai, einer der Assistentinnen von AnShin, zurrten wir den Besuch fest. Es sollten zwei Veranstaltungen sein. Am Sonntag zwei Stunden Einführung in die Meditation nach AnShins Praxis. Am Nachmittag dann sein Vortrag mit der Buchvorstellung.
Da außerdem noch ein Vortrag im tibetischen Zentrum geplant war, vereinbarten wir, dass GenRai und AnShin fast eine Woche bei mir zu Hause als Gäste waren. Was eine kleine Herausforderung für meinen Mann darstellte, der mit der Meditation nicht verbunden ist. Er bereitete sich aber auf den Besuch vor, indem er das Buch „Am Tor zur Hölle las“, was ihn auch zutiefst beeindruckte. Wir beide waren vor dem Besuch sehr aufgeregt! Auf was für ein Abenteuer hatten wir uns eingelassen. GenRai kannten wir nur vom Telefonieren. Und um zwei unbekannte Menschen aufzunehmen – was wir so noch nie gemacht hatten – räumten wir sogar unsere Zimmer und schliefen im Büro, bzw. im Keller.
Endlich kam dann der Tag, an dem beide vor unserem Haus mit dem Auto anhielten und wir uns persönlich kennenlernen konnten. Es war ein so schönes Erlebnis: sprichwörtlich kehrte der Frieden bei uns ein. Achtsam sein und bewusst atmen, wurden beinahe zu einer selbstverständlichen Übung bei allen häuslichen Verrichtungen. Die morgendliche Begrüßung in Gassho, einen Tee und Toast zubereiten, das Essens-Gatha vor und nach dem Essen machten alltägliche Verrichtungen zu einem besonderen Erlebnis. Selbst das Bettenmachen nach dem Aufstehen wurde zu einem Ritual nach AnShins Prämisse: Verlasse den Raum so, als wäre niemand dagewesen.
AnShin war dann auch noch an unseren persönlichen Geschichten interessiert! Das hatten wir so nicht erwartet! Wir verlebten gemeinsam die Tage so, als wären wir schon immer Freunde gewesen, in Harmonie, echter Vertrautheit und innerer Verbundenheit. Die Zeit mit Ihnen verging im Flug. Seine wache, achtsame, innere Präsenz würzte AnShin mit seinem tollen Humor und Witz. Wir lachten viel und freuten uns alle sehr über den gelungenen Besuch und die Veranstaltungen.
Die große Mehrheit der Teilnehmer war im Herzen zutiefst bewegt von seinen eindrücklichen Erzählungen. Jede Frage, die gestellt wurde, wurde mit großem Respekt und Ernsthaftigkeit von ihm angenommen und erwidert.
Der Besuch von Claude AnShin Thomas hinterließ nicht nur bei allen Teilnehmern, sondern auch bei uns, den Wunsch, ihn bald wieder in Hamburg begrüßen zu können.
Danke an alle, die diesen Besuch in Hamburg möglich gemacht haben!
Marlene