Was bedeutet die Praxis für mich in meinem täglichen Leben.

von Kristiane AnGyo Edelmann

Als mich die Anfrage von Nikola AnGyo erreichte, ob ich einen Text für den Rundbrief schreiben möchte, wollte ich sofort ablehnen. Aber dann wirkte diese Frage in mir nach und ich beschloss, diese Aufgabe anzunehmen.

Also, was bedeutet die Praxis für mich in meinem täglichen Leben?
Die Praxis hilft mir, mein Leben zu strukturieren. Die morgendliche Sitzmeditation hilft mir durch die Konzentration auf meine Atmung, mich zu sammeln und innerlich zur Ruhe zu kommen. So kann ich ausgeglichen und gestärkt in den Tag starten. Am Abend hilft sie mir durch die Ruhe in einen besseren Schlaf zu finden.
Früher bin ich selten zu Hause gewesen, sondern ich war viel unterwegs, besonders an den Wochenenden. Ich glaube, dass ich mich in meiner chaotischen Wohnung einfach nicht wohlgefühlt habe. Ich redete mir ein, dass ich keine Zeit zum Aufräumen hätte, da ich ja tagsüber arbeiten ging und am Abend ständig unterwegs war. Heute hilft mir die Arbeitsmeditation insofern, dass ich das Putzen nicht mehr als lästige Pflicht sehe, sondern mir wurde durch die Praxis bewusst, dass meine Wohnung für mich mehr als nur eine Bleibe ist, nämlich ein Hafen, indem ich mich sicher und wohlfühle. Auch möchte ich meiner Wohnung einschließlich der Einrichtung durch die Pflege etwas zurückgeben. 
Als ich mit der Sangha in Berührung kam, sprach mich die Übung des „Achtsamen Sprechens und tiefen Zuhörens“ sehr an, obwohl ich sie als besonders schwierig empfinde. Die Übung machte mir bewusst, wie wichtig es ist, die Menschen im Gespräch richtig wahrzunehmen und ihnen die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Mittlerweile achte ich im Gespräch darauf, ihnen nicht mehr ins Wort zu fallen und wenn sie mir etwas erzählen wollen, aufmerksam zuzuhören. Auch in meiner Wortwahl bin ich vorsichtiger geworden und plappere nicht mehr so drauflos. Durch das Rezitieren ist mir erst die Kraft der einzelnen Worte bewusst geworden. Auch wenn ich die Sätze nicht immer verstehe, passiert in meinem Inneren doch etwas, das ich nicht beschreiben kann. Während der Rezitation erfüllt mich eine starke Ruhe und ich habe manchmal das Gefühl, weit weg zu sein.
Viele dieser genannten Veränderungen in meinem Leben habe ich mir vor einiger Zeit noch nicht vorstellen können. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese Art der Meditation gefunden habe und auch für die Unterstützung der Gruppe, in der ich mich sehr wohlfühle.